v.l.n.r.: Leonie Kett (Klasse 11), Linea Kilian und Lina Beier (Klasse 7) vor ihren Kunstwerken

 

Es gibt Persönlichkeiten, die hinterlassen einfach Eindruck. Schülerinnen und Schüler, die im Kunstunterricht Eindruck hinterlassen haben, sind seit Montag im Rasthüttle der Hubertusmühle unterhalb von Amlishagen ausgestellt. Die Jugendlichen aus der 7. Und 11. Klasse des Gerabronner Gymnasium haben ihre Selbstbildnisse, vor allem aber ihre Persönlichkeit in Linolschnitten ausgearbeitet und abgedruckt.

Die Arbeiten der beiden Klassen sind Ende letzten Schuljahres entstanden. Ihr gemeinsames Thema ist den Bildern auf den ersten Blick nicht anzusehen. Die damalige Kasse 10 setzte sich mit Selfies auseinander und reduzierte eigene Fotos händisch oder mit einem Zeichenwerkzeug des iPads auf schwarze und weiße Flächen. Diese digitalen oder analogen Zeichnungen wurden auf die Druckplatte übertragen und ausgeschnitten.  Wiedererkennungswert war hierbei unwichtig, der Schwerpunkt lag auf der Ausdrucksstärke und dem Spiel mit Hell-Dunkel. Die Ergebnisse zeigen ein Spektrum von naturnah-detailliert bis expressionistisch abstrahiert.

Auch bei den 6. Klassen war das Ziel kein realistisches Abbild des eigenen Gesichts. Allerdings sind ihre Formen nicht menschlich, sondern pflanzlich. Sie erfanden fantastische Gewächse, die einem Aspekt ihres Charakters entsprechen: Stachelig, klein, wild oder feingliedrig wachsen die Motive in schmalen Formaten nach oben. Als Hilfe für Außenstehende verfassten die jungen Kunstschaffenden zu ihren Werken kleine Erklärungen als Deutungshilfen.

Die beiden sehr unterschiedlichen Herangehensweisen für Selbstbildnisse ergänzen sich jedoch ausgezeichnet durch ihre gemeinsame Technik, den Linolschnitt. Die Bearbeitung eines Stücks des Fußbodenbelags mit Hohlmessern ist ein Eckbaustein im Kunstlehrplan. Fast niemand kommt im Laufe der eigenen Schulkarriere daran vorbei. Es ist eine schmutzige Arbeit, die Spaß macht, da überaus sinnlich: Furchen schneiden und ertasten; die Druckfarbe riechen; beim Auswalzen ihre Druckreife erhören; den Körpereinsatz beim Abdrucken der Platte spüren.

Die Ergebnisse sind meist monochrom, kontraststark und wirken manchmal harsch.
Doch durch die Wiederholbarkeit des Druckvorgangs lassen sich auch überraschend andere Wirkungen erzielen. Die ausgestellten Arbeiten sind klassische Drucke, aber auch experimentelle Weiterbearbeitungen: So wurde teilweise auf unterschiedliche Untergründe gedruckt, wie Tonpapierschnipsel, Zeitungspapier oder Reproduktionen von Kunstwerken. Manche Motive sind mehrfach übereinandergesetzt oder aus verschieden farbigen Einzeldrucken zusammen collagiert.

Wir laden ein, in die Bilder hineinzuschlüpfen, um Materialen und dem Entstehungs-Prozess nachzuspüren.

Die Vernissage fand am Montag, den 23.09.2024 statt. Neben den jungen Kunstschaffenden, ihren Angehörigen und der Lehrkraft Daniela Illing rahmten die Gastgeber Ute Hildebrand und Michael Weinmann vom noch im Aufbau befindlichen Mehrgenerationen-Wohnprojekt Hubertusmühle die Veranstaltung. In ihrer Begrüßung betonten sie, wie wichtig die Einbindung des Wohnprojektes in das Umfeld sei. Deshalb freuten sie sich, dass nun bereits zum zweiten Mal die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums die Möglichkeit nutzten, Ihre Kunstwerke im Rasthüttle auszustellen. Auch der Gerabronner Bürgermeister Mauch äußerte in seinen Grußworten die Hoffnung, dass diese Veranstaltung eine feste Einrichtung im Gemeindeleben werde.

Die Ausstellung ist täglich noch bis Ende Oktober öffentlich zu sehen, bevor sie ans Gymnasium Gerabronn zurückgeht. Sie lässt sich wunderbar mit einer Wanderung im herbstlichen Brettach-Tal verbinden.  

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