Natur ERleben. Land BEleben

„Alles im Fluss!?“ so heißt die Veranstaltungsreihe, in deren Rahmen diese Ausstellung in einordnet. Sie soll für die Gefährdung unserer heimischen Gewässer sensibilisieren - eine von Menschen gemachte Krise.
Dabei ist aber nicht vergessen, dass wir Menschen nicht nur das Potenzial zur Überformung und Zerstörung von Natur haben, sondern auch zu deren Erhaltung und Gestaltung. Das ist die Kernidee des Kunstprojekts in den 10. Klassen: Leben am Wasser, mit dem Wasser, vermittelt durch die Sprache der Architektur.
Kinder und Jugendliche sind eine Gruppe, die in unserer alternden Gesellschaft selten im Fokus steht. Sie werden sie auch kaum in Bauplanungen mit einbezogen. Dabei brauchen wir ihre Visionen und Ideen genauso, wenn nicht sogar noch viel mehr, sie sind diejenigen, die die Zukunft bauen werden. Die Schüler:innen durften nicht absolut frei fantasieren, aber in einer sehr breiten Fahrtrinne entwickeln: Es gab keine Budget-Vorgabe, nur die Orientierung auf einen öffentlicher Bau in realistischem Größenumfang. Wichtiger war die Berücksichtigung der vorgefundenen Voraussetzungen. Diese waren durchweg Wasserstücke aus dem nahen Umkreis. Für diese durften die Schüler:innen Bauten entwickeln, die ihren Bedürfnissen und Interessen entgegenkommen.
Es entstanden Partyhütten und Chill-Oasen. Aber auch Kinderspielplätze, Gruppensportstätten, Naturaufklärungs-Stationen, Panorama-Blicke  und Brücken-Elemente. Natürlich wurden auch Rückzugsräume geplant, aber Landkinder bauen keine Gated Communitys, sie sind offene Landschaften gewöhnt und das formt auch ihre Vorstellung von gutem Bauen.
Diese Bezüge flossen auch instinktiv in Form- und Materialwahl ein: kaum Metall, viel markante Holzoberflächen. Organische, runde Formen oder einfache Konstruktionen, die Luft und Licht einlassen - geschützt vor dem Wetter, aber sichtbar.
Auch die Notwendigkeit für Bauformen mit Hochwasserresilienz wurde selbstverständlich mit einbezogen. Außerdem zeigte sich, dass Wasser als Aktiv-Zone empfunden wird, in die man hinein möchte: mit Uferzugang, Booten, Stegen, Sprungbrettern.
Und das ist etwas, was Optimismus weckt: Die Erwachsenen von morgen haben ein Verständnis davon, was eine Umgebung lebenswert macht.
Der Ausstellungsort an der Brettach ist wie gemacht für genau diese Architektur-Experimente. Das Rasthüttle gehört zum Wohnprojekt Hubertusmühle, geleitet von Ute Hindebrand und Michael Weimann. Deren genossenschaftlicher ökologischer Ansatz denkt Wohnen ebenfalls neu. Die Idee des Mehrgenerationen-Hauses wird nicht klassisch über Familienbande umgesetzt, sondern als Werte-Gemeinschaft. Respekt voreinander und der Natur werden großgeschrieben. Die Gemeinschaft gestaltet sich selbst durch beharrlichen Austausch ihrer Mitglieder und ist entgegen ihrer entlegenen Tal-Lage gut vernetzt mit der Gemeinde, Vereinen, Anwohnern und Besuchenden. So kam auch der Kontakt mit dem Gymnasium Gerabronn zustande, der mit dieser Ausstellung jetzt in das dritte Jahr geht. 

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